top of page

Der Dino mit dem unaussprechlichen Namen

Ein Märchen von FJ Dieringer

In einer Schlucht, zwischen meilenhohen Bergen, mitten im feuchtesten Urwald, trafen sich einige Dinosaurier. Sie hatten sich eben erst kennen gelernt und stellten sich einander vor. „Ich heiße Tyrannosaurus Rex und bin der furchterregendste Jäger der Welt“, sagte der eine. „Und ich bin ein Dino-Dinosaurier, von der Familie der Metasaurier, vor mir zittert nur das Espenlaub“, tat ein anderer Kund. „Ich bin der Brutosaurier“, bemerkte ein dritter, „ich fresse alles, ob grün, ob braun".

Nur der Vierte im Bunde war still und schaute verlegen zur Seite. „Und wie heißt du?“, fragte schließlich der Dino-Dino, weil der Vierte einfach nicht mit der Sprache herausrücken wollte. „Na ja, ich heiße, also ... man nennt mich ....“. „Komm endlich zur Sache“, wurde der T-Rex schon ungeduldig, „ich habe schon Kollegen wegen weniger verspeist.“ Nummer Vier schluckte etwas verängstigt, zog die Augenbrauen hoch, schaute den anderen ins Gesicht und sagte: „Stropopipopakimutuprupusaurus“. Stille allenthalben. Dann prustete der Dino-Dino los: „Stropopowas?“ „Stropopipopakimutuprupusaurus“, sagte der Stropopipopakimutuprupusaurus. Er kannte das schon. Immer machte sich jemand über seinen Namen lustig. Doch die anderen lachten noch mehr und hielten sich schon den Bauch, um nicht an Ort und Stelle zu platzen.

 

Traurig wandte sich Nummer 4 von den anderen ab. Nie würde er Freunde finden, mit dem Namen. Immer das Gleiche! Er wanderte traurig durch das Unterholz, bis er eine Gruppe kleinerer Tiere traf. Sie saßen im Kreis und schienen eine Art Versammlung abzuhalten. „Wer bist du denn, großes Tier?“, fragte ein schwarzweiß gestreifter Winzling, der so etwas wie der Anführer der Tierbande zu sein schien? „Ein trauriger Saurier auf dem Weg ins Nirgendwo“, sagte Nummer 4 bedrückt. „Traurig? Gibt´s nicht“, deklamierte ein anderes Tier, das aussah wie eine Mischung aus Ente und Biber. „Was bedrückt dich denn?“ „Alle lachen über meinen Namen!“ „Und wie lautet der? Das wollte ein Fisch wissen, der sich am angrenzenden Strand herumlümmelte. Nummer 4 wollte nicht mit der Sprache herausrücken, aber die anderen sahen ihn so erwartungsvoll an, dass er seinen Namen schließlich mit einem tiefen Seufzer preisgab. „Stropopipopakimutuprupusaurus“.

Gelächter überall. Wusste er es doch, überall das Gleiche. Nummer 4 wollte schon gehen. “Stopp, so geht das nicht“, meinte der Vorsitzende, plötzlich ganz ernst. „Das kann sich keiner merken. Du brauchst einen neuen Namen, einen Spitznamen, den sich jeder merken kann. Versammlung, ich beantrage, die Namenssuche für dieses, ähm, Saurierwesen, als Tagesordnungspunkt 4 zusätzlich aufzunehmen. Dagegen? Keiner. Enthaltung? Keiner. Also, einstimmig angenommen. Kommen wir also zu Tagesordnungspunkt Nummer vier. Mein Vorschlag, nennen wir ihn nach seinen herausragenden Eigenschaften, wie es auch bei mir der Fall ist.“

 

“Und wie heißt Du?“, fragte Nummer 4. „Stinktier“, antwortete das Stinktier stolz. „Ach danke“, sagte der Saurier, aber ich stinke nicht, höchstens muffle ich ein bisschen.“ „Also Mufflon“, schlug das Stinktier vor. Doch der Saurier war nicht einverstanden und auch die Tiere waren skeptisch. Mufflon, sowas kann`s doch gar nicht geben. „Nicht die Eigenschaften sollten wir nehmen, sondern das Aussehen“, schlug das seltsame Wesen vor, das wie eine Mischung aus Ente und Biber aussah,´. “Ich zum Beispiel heiße Schnabeltier.“ „Schnabeltier?“ Das Stinktier war skeptisch. „Dann müsste unser Freund hier eher Maultier heißen, so wie dem seine Fresse aussieht“, meinte es etwas abfällig. „Das ist doch Quatsch mit Soße“, meinte der Fisch, "so etwas wie ein Maultier wird es niemals geben, darauf verwette ich meine Flossen. Ich bin ein Zitronenhai. Warum nennen wir ihn nicht nach etwas Leckerem, etwa Süß-Saurus.“ „Was soll daran bitte lecker sein?“, kritisierte das Schnabeltier. „Wie wäre es mit einem Doppelnamen, oder einem Dreifachnamen, schließlich sind wir hier drei: Stinkmaulsüßsaurus.“ „Danke der Mühe, dann bleibe ich lieber Stropopipopakimutuprupusaurus“, sagte der Stropopipopakimutuprupusaurus. „Moment, warte, warum nennen wir ihn nicht Nummer 4?“, fragte das Stinktier. Darauf konnten sich alle einigen.

 

So zog Stropopipopakimutuprupusaurus alias Nummer 4 weiter. Langsam hatte er sich schon mit seinem neuen Namen angefreundet, als er wieder auf seine alten Saurierkollegen traf, die es sich unter riesigen Trauerpalmen gemütlich gemacht hatten und faul den heißen Tag genossen.

 

„Na, wo kommst Du denn her?“, wollte der Metasaurus wissen. „Aus dem Wald“, entgegnete Nummer 4, „da habe ich eine Tierversammlung getroffen, die mir einen neuen Namen gegeben hat.“ „Einen neuen Namen? Wieso das denn?“, wollte der T-Rex wissen? „Und wie soll der nun lauten?“, fragte der Brutosaurus. „Nummer 4“, sagte Nummer 4, und er schaute zaghaft in die Runde, ob die anderen mit dem Namen etwas anfangen konnten. „So ein Quatsch. Da ist ja sogar Stropopipopakimutuprupusaurus besser“, meinte der T-Rex. „Was ist?“, fragte der Metasaurus, als Nummer 4 nicht antwortete. Dieser schüttelte sich kurz. „Nichts, nichts, es ist nur …?“ „Was?“ „... es ist nur, dass du meinen Namen gerade gesagt hast. „Wie? Nummer 4?“ „Nein, du hast gesagt, das sei ja schlechter als Stropopipopakimutuprupusaurus.“ „Ist es ja auch“, meinte der T-Rex trotzig. „Nein, nicht weil es besser oder schlechter ist“, sagte Nummer 4 aufgeregt. „Verstehst du nicht, du hast gerade Stropopipopakimutuprupusaurus gesagt. Das heißt, du hast dir meinen richtigen Namen gemerkt.“ „Klar“, sagte der T-Rex, „ich bin schließlich der Klügste.“ „Ja, in der Tat, der Klügste ist", entgegnete Nummer 4, "der sich Namen merkt, statt Witze darüber zu machen.“ Der Brutosaurus und der Metasaurus stimmten zu. Und weil der T-Rex das Ganze nicht so richtig verstand, fing er mit den anderen zu lachen an.

bottom of page